Programm 2024
Die Schüler:innen der Sekundarschule Theobald Baerwart haben sich drei Tage lang mit den Werken der amerikanischen Künstlerin Georgia O’Keeffe (1887–1986) auseinandergesetzt. Die Retrospektive in der Fondation Beyeler rückt O’Keeffes kühne und radikale Weise des Sehens ins Zentrum der Aufmerksamkeit. «Man nimmt sich selten die Zeit, eine Blume wirklich zu sehen. Ich habe sie groß genug gemalt, damit andere sehen, was ich sehe.» Diese Aussage von 1926 steht paradigmatisch für das Schaffen und Leben der Künstlerin und wurde zum Ausgangspunkt für die Erkundungsgänge der Schreibwerkstatt: Unterstützt von der Literaturwissenschaftlerin und Lyrikvermittlerin Alisha Stöcklin und dem Vermittlungsteam der Fondation Beyeler haben die Schüler:innen sich Zeit genommen, die Kunstwerke und die Sprache, die in ihnen für sie wächst, ganz genau wahrzunehmen und auszuleuchten. Die Resultate dieser lebendigen Begegnungen präsentieren sie zum Auftakt des Lyrikfestivals im Rahmen einer Lesung im Literaturhaus Basel.
Moderation: Stefanie Bringezu (Fondation Beyeler) und Anouk Kern (Sekundarschule Theobald Baewart)
Eine Kooperation mit der Fondation Beyeler, der Sekundarschule Theobald Baerwart und «lyrix – Deutscher Bundeswettbewerb für junge Lyrik» zur Retrospektive «Georgia O’Keeffe» in der Fondation Beyeler (23.01.–22.05.2022)
Eintritt frei!
Ariane von Graffenried nimmt mit einem Brief Abschied von ihrem langjährigen Freund und Kollegen.
Endo Anaconda (*1955 als Andreas Flückiger in Burgdorf, † 2022) wuchs in Biel auf. In Wien absolvierte er eine Lehre als Siebdrucker. In den frühen 1980er-Jahren kam er in die Schweiz zurück und gründete 1989 mit Balts Nill die Band Stiller Has, mit der er die Schweizer Mundartszene prägte.
Er veröffentlichte zahlreiche Alben und wurde vielfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Salzburger Stier und dem Schweizer Musikpreis. 2020 erschien sein letztes Album Pfadfinder. Am 1. Februar diesen Jahres ist Endo Anaconda verstorben.
Das Late Night Varieté des Internationalen Lyrikfestivals Basel präsentiert Sprachkünstler:innen, die in keine Schublade passen, die waghalsig, innovativ und experimentierfreudig die Grenzen zu anderen Kunstsparten überschreiten, ausloten und verschieben und damit zu den aufregendsten Stimmen zeitgenössischer Lyrik gehören.
Vorhang auf für: Loretta Shapiro (Katja Brunner & Sophie Aeberli), Heike Fiedler und Maren Kames!
Moderation: Simone Lappert
Mit Mark Belorusetz, Evgenia Lopata und Halyna Petrosaniak
Moderation: Judith Schifferle
Der brutale russische Angriffskrieg auf die Ukraine kostet unzählige Menschenleben und zerstört Städte, Dörfer und Existenzen. Auch die ukrainische Kultur ist unter Beschuss. Vor diesem Hintergrund möchten wir uns der ukrainischen Lyrik zuwenden. Geprägt von Vielsprachigkeit und der Sehnsucht nach Freiheit nimmt das poetische Wort in der Geschichte der ukrainischen Literatur spätestens seit den 1920er Jahren eine Sonderstellung ein. Die Unabhängigkeitsbestrebungen in den 1990er Jahren gaben dieser Kraft der Worte einen erneuten Schub.
Wir planen diese Veranstaltung Anfang März in völliger Ungewissheit, wie die Situation unserer Gäste im Mai sein wird.
Ticketverkauf schliesst 15 Minuten vor Veranstaltungsbeginn.
Die Veranstaltung ist gratis. Den Zugangslink erhalten Sie am Tag der Veranstaltung, sofern Sie sich ein Ticket reserviert haben.
Weitere Infos unter: info@literaturbasel.org
Volha Hapeyeva, in Minsk geboren, lebt heute in München. Halyna Petrosaniak stammt aus den ukrainischen Karpaten und lebt heute in der Schweiz. Beide Autorinnen haben ihr Land verlassen und leben in einer Umgebung, welche die Sprache, in der sie schreiben und publizieren, nicht versteht. Erst in der deutschen Übersetzung werden ihre Werke den Leser:innen ihres Gastlandes zugänglich. Im Gespräch geben sie Auskunft über ihre Situation als Schreibende in der fremdsprachlichen neuen Heimat, über ihre Beziehungen zu den Staaten, aus denen sie weggegangen, und zu ihrem Publikum, von dem sie getrennt sind.
Moderation: Anna Hodel
ACHTUNG: Aus gesundheitlichen Gründen musste Volha Hapeyeva die Veranstaltung leider absagen. Das Gespräch zwischen Halyna Petrosaniak und Anna Hodel findet nach wie vor statt.
Das Basler Lyrikfestival ist aus Treffen einer Gruppe von Basler Lyriker:innen entstanden, die sich in den 90er-Jahren regelmässig über die eigene Schreibarbeit austauschte. Auch heute gestaltet eine Gruppe von Lyriker*innen das Programm des Lyrikfestivals. Hier geben sie in einer gemütlichen Atmosphäre Einblick in ihre Arbeit.
Mit Ariane von Graffenried, Wolfram Malte Fues, Claudia Gabler, Alisha Stöcklin, Rudolf Bussmann und Simone Lappert.
Eintritt gratis!
Lyrikpreis 2021:
Das lyrische Werk von Hans Thill ist das Werk eines Spielers. Doch es ist hier nicht allein der Autor, der mit seinem Leser spielt, vielmehr spielen diese Gedichte in heiter-assoziativer, in provozierend fragender und augenzwinkernd in die Irre führender Manier tatsächlich mit allem, das mit ihnen in Berührung kommt. Doch bei all der heiteren, kurzweiligen Lektüre lassen sie auch Raum für Abgründe und Bosheiten, die bekanntlich meist zu finden sind hinter der ausgestellten Schelmerei.
Laudatio: Claudia Gabler
Lyrikpreis 2022:
Nadja Küchemeisters Lyrik erzählt von alltäglichen Dingen und den unscheinbaren Momenten des Lebens: von Wäschestän- dern und Kommoden, von Unterhosen und Blockschokolade, von Bahnfahrten oder dem Abholen der Kinokarten. Ihre Gedichte sind Chroniken des Augenblicks, die gleichermassen von einem grossen Vertrauen in literarische Traditionen wie auch einer kritischen Haltung zu ihnen zeugen. Sie erhält den Basler Lyrikpreis für ihren poetischen Blick auf die Schönheit und Abgründigkeit des Alltäglichen.
Laudatio: Ariane von Graffenried
Oswald Egger ist ein Sprachforscher, der stets auf der Suche nach dem Gedicht bleibt und es zwischen Lyrik und Prosa, Bild und Sprache, Klang und Kombinatorik, zwischen verschiedenen Welten immer wieder in den «Dreh der Rede» versetzt. Dabei wird das Gedicht zur unabschliessbaren Bearbeitung seines eigenen Wesens, das sich nie vollständig erfassen lässt. Was das Gedicht sei, kann nicht auf den Begriff gebracht, sondern nur in der Dynamik seines Entstehens verstanden werden. Gemeinsam mit Oswald Egger wollen wir uns «Wort für Wort» in die Tiefenschichten der Sprache versenken und die Linearität des Denkens unterwandern im Erleben der Überlagerung von dem «Denken des Gedichts» und dem «Gedicht des Denkens» – «(Und alles in allem drehte sich ineins.)»
Moderation: Sandro Zanetti
Wer in der Schweiz oder Deutschland auf Dialekt schreibt wie Stefanie Grob und Markus Manfred Jung, unterläuft die Dominanz der geltenden Schriftsprache. Wer es in Frankreich tut wie Jean-Christophe Meyer, bewegt sich zusätzlich im Spannungsfeld zwischen Deutsch und Französisch. Der Dialekt ist das kreative Feld, in dem sich die Spoken Word-Poetin und die beiden Autoren bewegen. Die Gäste reden über das Potential des Dialekts als Kunstsprache, dessen Charme und Biss, über ihre Art des Schreibens und ihre Erfahrungen mit dem lesenden resp. zuhörenden Publikum.
Mit Stefanie Grob, Markus Manfred Jung, Jean-Christophe Meyer
Moderation: Rudolf Bussmann
Silke Scheuermann: Träumen Zebras?
In den Gedichten Silke Scheuermanns überkreuzen sich Szenen von Liebe und Verlust mit Bildern einer nicht mehr auf den Menschen zentrierten Natur. Sie eröffnen damit fast grundlose Augenblicke des Glücks in einem «Hallraum unendlicher Möglichkeiten», den nur das Gedicht zu betreten erlaubt.
Moderation: Wolfram Malte Fues
Olga Martynova: «Tschwirka lernt Vokabeln und versucht zu begreifen, wozu sie gut sind»
Olga Martynova ist im babylonischen Garten zuhause. Ihre Gedichte klingen in der Luft, schlagen Kapriolen und hallen nach. Im Gedichtband von Tschwirik und Tschwirka zwitschern zwei Wesen in lautmalerischem Wechselgesang. Sie führen uneigennützige Gespräche, immer auf der Suche nach der Schönheit des Unsinns. Die Dichterin tritt in Dialog mit Dickinson, Novalis und Vertretern der russischen Moderne. Sie tut das wild, verspielt und experimentell. Ihre Gedichte entstehen auf Russisch und werden von Elke Erb ins Deutsche übersetzt.
Moderation: Ariane von Graffenried
Felix Schiller: Bleibsel mit Sensen
Felix Schillers Gedichte verhandeln Politisches und Gesellschaftliches in ebenso dringlicher wie unaufdringlicher Weise. Seine Beobachtungen von Miss- und Notständen versuchen eine Verortung des Wohlstands-Ich in dieser beobachteten Welt und sind dabei hochgradig heutig, hochgradig unanalytisch und hochgradig ratlos. Diese Ratlosigkeit gebiert eine Sprache, die gleichzeitig verspielt, komisch und schmerzhaft ist – und die den Leser mit ihrer großen Sinnlichkeit in ihren Bann zieht.
Moderation: Claudia Gabler
Flurina Badel «chatsch la lengua – treib die zunge»
Mit tinnitus tropic ist Flurina Badel ein eindringliches Lyrikdebüt gelungen. Die rätoromanischen Gedichte präsentiert die Lyrikerin am Festival in eigenen und eigenständigen deutschen Nachdichtungen. Flurina Badels Gedichte sind geprägt von wachem sprachlichem Gespür und feinsinnigen Bildern: Dünen, die in Schubladen lauern, verschneite Hänge, die zum weissen Blatt werden; ein gutartiger Tinnitus, der nachsummt in den Ohren und die Leser:innen mitnimmt auf Wege zwischen Meer und Autobahn, zwischen Aussen und Innen.
Moderation: Simone Lappert