Lyrikpreis
Mit dem Basler Lyrikpreis zeichnen die Mitglieder der Basler Lyrikgruppe (aktuell Rudolf Bussmann, Claudia Gabler, Sascha Garzetti, Simone Lappert, Alisha Stöcklin und Ariane von Graffenried) jährlich das Werk einer Kollegin* oder eines Kollegen aus. Der Basler Lyrikpreis wird an Dichter*innen verliehen, deren Werk sich durch Innovationskraft und durch den Mut zu konsequentem und eigenwilligem Arbeiten mit Sprache auszeichnet. Er soll dazu beitragen, herausragende Stimmen einer breiteren Öffentlichkeit bekanntzumachen. Der mit CHF 10’000.– dotierte Basler Lyrikpreis wird von der GGG gestiftet. Frühere Preisträger waren u.a. Anna Hetzer (2023), Nadja Küchenmeisters (2022), Hans Thill (2021), Eva Maria Leuenberger (2020), Katharina Schulthens (2019), Dagmara Kraus (2018) und Walle Sayer (2017).
Der Basler Lyrikpreis 2025 geht an den Lyriker Levin Westermann. Die Preisverleihung findet im Rahmen des 21. Internationalen Lyrikfestivals Basel am Samstag, 25. Januar 2025 um 19:00 Uhr im Literaturhaus Basel statt. Die Laudatio hält Alisha Stöcklin.
Levin Westermanns Dichtung zeigt auf den Abgrund. Doch die Wiedergabe des Leidens im und am Menschen durchdringt die Sehnsucht nach dem Licht. Wir sind unterwegs in der Arktis, mit Asteroiden, im Wald, am Fels, mit Tieren, tot und lebendig, unterwegs zwischen Fort- und Rückschritt, immer im Gespräch mit der poetischen Sprache, die den Weg weist, weg vom Dunkel. Und wenn es einzig Glück ist, worauf wir hoffen können, dann ist dieses darin zu finden, dass es so eine Stimme in unserer Gegenwart gibt.
Levin Westermann (*1980) studierte Philosophie und Soziologie in Frankfurt, danach in Biel Literarisches Schreiben. Der Lyriker, Schriftsteller und Essayist wurde mehrfach ausgezeichnet, u. a. 2021 mit dem Schweizer Literaturpreis und 2022 mit dem Deutschen Preis für Nature Writing. Zuletzt erschienen von ihm «farbe komma dunkel» (Matthes & Seitz Berlin 2021) und «Zugunruhe» (ebd. 2024).
Der Basler Lyrikpreis wird gestiftet von der GGG Basel.
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Foto © Naomi Pinnock
2024
Der Basler Lyrikpreis 2024 geht an die Lyrikerin Carla Cerda. Die Preisverleihung findet im Rahmen des 20. Internationalen Lyrikfestivals Basel am Samstag, 27. Januar 2024 um 19:00 Uhr im Literaturhaus Basel statt. Die Laudatio hält Rudolf Bussmann.
Carla Cerda wagt sich mit ihren Gedichten in Bereiche vor, die für Lyrik weitgehend unentdeckt sind. Sie interessiert sich für automatisierte Nachrichten gleichermassen wie für Wettermessgeräte oder Enzyme. Mit frechem Witz mischt sie die Formeln der Computer- und Wissenschaftssprache auf, lässt ein Sprachassistenzprogramm als Person auftreten, unterhält sich mit einem Bot. Mit leichter Hand hebt sie die Grenzen zwischen Logik, Algorithmenregeln und Fantasie auf. Dass ihre Gedichte dabei die Formstrenge wahren, erhöht ihren Reiz. Die Lektüre ihres noch schmalen Werks ist ein Vergnügen.
Carla Cerda (*1990) ist Dichterin und Übersetzerin und lebt in Leipzig, wo sie als Teil der «anemonen» interdisziplinäre Lesungen und Workshops mitorganisiert. Sie hat zwei Gedichtbände veröffentlicht: «Loops» (2020) und «Ausgleichsflächen» (2023), beide bei roughbooks.
Laudatio für Carla Cerda zum Download
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Carla Cerda im Porträt bei Radio X
Foto © zVg
2023
Der Basler Lyrikpreis 2023 geht an die Lyrikerin Anna Hetzer. Die Jury würdigt Anna Hetzer für ihr poetisches Schaffen.
Die Preisverleihung findet im Rahmen des 19. Internationalen Lyrikfestivals Basel am Samstag, 6. Mai 2023 um 19:00 Uhr im Literaturhaus Basel statt. Die Laudatio halten Simone Lappert und Alisha Stöcklin.
Sprachgewaltig und humorvoll hinterfragt Anna Hetzer Genderkonstrukte und patriarchale Strukturen in Kunst- Medizin- und Kulturgeschichte. Ihre Gedichte halten Referenzräume prüfend gegen das Licht, setzen sich mal laut und mitreissend, mal zart und hinterfragend mit weiblicher Körperlichkeit, lesbischer Erotik und überholten Erzählmustern auseinander, indem sie etwa von Liebespaaren erzählen, die «nicht unter jeder lampe stehen bleiben» können, die «nicht schon immer so teil des bildes» waren. Mit aufregender Präzision und bestechendem Sound mischt die Lyrikerin den Kanon auf und ordnet ihn neu.
Anna Hetzer, geboren 1986, wuchs in einer deutsch-polnischen Familie in Berlin auf. Sie studierte Medizin, Philosophie und Literatur ebendort. Im Anschluss arbeitete sie in einer psychiatrischen Klinik als Ärztin. Ihr literarisches Schreiben umfasst Lyrik, Essays und Übersetzungen. Zuletzt erschienen die Bände «Pandoras Playbox» im Verlagshaus Berlin, sowie «Schaum» bei Sukultur. Sie ist Mitglied des Lyrikkollektivs G13 und beteiligt sich zudem an verschiedenen künstlerischen Kooperationen. Sie erhielt u.a. einen Wolfgang-Weyrauch-Förderpreis beim Literarischen März 2021 und ist 2023 Stipendiatin der Akademie der Künste Berlin in der Villa Serpentara, Olevano Romano.
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Laudatio für Anna Hetzer von Simone Lappert und Alisha Stöcklin.
Foto © Dirk Skiba
2022
Der Basler Lyrikpreis 2022 geht an die Lyrikerin Nadja Küchenmeister. Die Jury würdigt Nadja Küchenmeister für ihren poetischen Blick auf die Schönheit und Abgründigkeit des Alltäglichen. Die Preisverleihung findet im Rahmen des 18. Internationalen Lyrikfestivals Basel am Samstag, 29. Januar um 18:00 Uhr im Literaturhaus Basel statt. Die Laudatio hält Ariane von Graffenried.
Nadja Küchenmeisters Lyrik erzählt von alltäglichen Dingen und den unscheinbaren Momenten im Leben: von Wäscheständern und Kommoden, von Unterhosen, Eduscho Kaffee und Blockschockolade, von Bahnfahrten oder dem Abholen der Kinokarten. Ihre Gedichte sind Chroniken des gewöhnlichen Augenblicks. Sie erschaffen Räume als reale Orte und Erinnerungsbilder und zeugen von einem ebenso grossen wie kritischen Vertrauen in literarische Traditionen. Mit virtuoser sprachlicher Beobachtungsgabe und einem grossen Gespür für Musikalität rückt Küchenmeister die vertraute Welt der Dinge in den Vordergrund. Im scheinbar Nebensächlichen und Bekannten lauert aber immer auch das Fremde und Abgründige, dem die Dichterin durch meisterhafte Konkretion begegnet.
Nadja Küchenmeister wurde 1981 in Berlin geboren, wo sie heute als freie Autorin lebt. Sie studierte Germanistik und Soziologie an der Technischen Universität in Berlin und am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig. Für den Rundfunk schreibt sie Hörspiel, Features und Rezensionen. Küchenmeister lehrt und lehrte u.a. am Deutschen Literaturinstitut Leipzig und an der Kunsthochschule für Medien in Köln. Bislang sind von ihr drei Lyrikbände erschienen, zuletzt «Im Glasberg» (Schöffling & Co, 2020). Für ihr Schaffen erhielt sie u.a. den Mondseer Lyrikpreis (2010) und den Horst Bingel-Preis für Literatur (2014).
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Laudatio Nadja Küchenmeister von Ariane von Graffenried
Foto © Dirk Skiba
2021
Der Basler Lyrikpreis 2021 geht an Hans Thill. Der Lyriker, Autor und Übersetzer legte im Jahr 2020 bereits seinen neunten Gedichtband vor: «Der heisere Anarchimedes», erschienen im Poetenladen Verlag. Die Gedichte des Heidelbergers verhandeln hier ebenso klug wie vergnüglich mal Banales, mal Hoch-Philosophisches und changieren in unpathetischem Wechsel gänzlich unmathematisch-anarchistisch von einem Gedanken zum nächsten, von einer kulturellen oder geschichtlichen Anleihe, von einer Schelmerei zur nächsten.
Das lyrische Werk von Hans Thill ist das Werk eines Spielers. Doch es ist hier nicht allein der Autor, der mit seinem Leser spielt, vielmehr spielen diese Gedichte in heiter-assoziativer, in provozierend fragender und augenzwinkernd in die Irre führender Manier tatsächlich mit allem, das mit ihnen in Berührung kommt. Sie spielen mit ihren Themen, mit der intellektuellen und edukativen Versiertheit ihres Verfassers – und auch mit der Frage nach ihrer Bedeutung und ihrem Platz im Gedicht. Doch bei all der heiteren, kurzweiligen Lektüre lassen sie auch Raum für Abgründe und Bosheiten, die bekanntlich meist zu finden sind hinter der ausgestellten Schelmerei.
Hans Thill, geboren 1954 in Baden-Baden, lebt als Schriftsteller, Übersetzer und Herausgeber in Heidelberg. Er ist Leiter des Künstlerhauses Edenkoben und dort der Übersetzerwerkstatt „Poesie der Nachbarn“. 2004 erhielt er den Peter-Huchel-Preis.
Laudatio für Hans Thill von Claudia Gabler
Foto © Dirk Skiba
2020
Der Basler Lyrikpreis 2020 geht an die Schweizer Lyrikerin Eva-Maria Leuenberger. Zum ersten Mal hat sich die Lyrikgruppe dafür entschieden, mit dem Lyrikpreis ein Debüt auszuzeichnen. Eva Maria Leuenberger legt mit «Dekarnation» (Droschl Verlag) einen Erstling von grosser Sogkraft vor, der die Lesenden mitnimmt auf eine Reise durch vier Zyklen, so dunkel wie erhellend, so abgründig wie erhebend, so verstörend wie berührend. Eva Maria Leuenberger wurde 1991 in Bern geboren und lebt in Biel. Sie studierte an der Universität Bern sowie an der Hochschule der Künste Bern und veröffentlichte bisher in Literaturzeitschriften. Sie ist zweifache Finalistin des open mike in Berlin (2014 und 2017) und erhielt 2016 das «Weiterschreiben»-Stipendium der Stadt Bern.
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Foto © Anja Fonseka
2019
Der Basler Lyrikpreis 2019 geht an die Lyrikerin Katharina Schultens. Die Jury würdigt Katharina Schultens für ihre ungeheure Sprachkraft, die in ihrer Gradlinigkeit ins Herz der Gegenwart trifft. Katharina Schultens (*1980 in Rheinland-Pfalz) studierte Kulturwissenschaften mit Schwerpunkt Literatur in Hildesheim, St. Louis und Bologna. 2013 erhielt sie den Leonce-und-Lena-Preis und 2015 den Schweizer Spycher: Literaturpreis Leuk. Neben Veröffentlichungen von Lyrik und poetologischen Texten in Zeitschriften und Anthologien erschienen von ihr vier Lyrikbände: «Aufbrüche» (2004) «gierstabil» (2011), «gorgos portfolio» (2014) und zuletzt «untoter schwan» (2017).
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Foto © Dirk Skiba
2018
Die Jury würdigt Dagmara Kraus für ihre unerschrockene Art, neue Ausdrucksmöglichkeiten für die deutsche Sprache zu erkunden: «Die Dichtung von Dagmara Kraus gleicht einem Haus, in dem alle Türen und Fenster ofen stehen. Sprachen gehen ein und aus, Deutsch mischt sich mit Französisch, Englisch, Polnisch, aber auch mit Fantasiesprachen, und geht mit ihnen Verbindungen ein, die zugleich fremd und bekannt klingen. Ein feinfühliger Austausch fndet stat, der unsere Sprache mit ungewohnten, überraschenden Ausdrucksmustern bereichert und uns zum Rätseln, Staunen und Neuhören anregt. In Zeiten vermehrter Grenzschliessungen erforscht die Dichterin mit wachen Sinnen, was entstehen kann, wenn Worte über Landes und Verständlichkeitsgrenzen getragen werden.»
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Foto © Dirk Skiba